Ein Phänomen macht im Internet die Runde: Man nehme eine Gurke und erschrecke damit die Katze. Diese springt auf möglichst lustige Art weg, und alle lachen. Doch warum lässt sich der Stubentiger überhaupt damit erschrecken? Das macht Katzen & Gurken zu Todfeinden!
Katze & Gurke wie Superman & Kryptonit
Wer den zahlreichen Videos im Internet glauben möchte, wird die Gurke als das Kryptonit für Katzen bezeichnen. Sie haben riesige Angst davor, fallen in eine Art Schreckstarre, wenn sie sie sehen.
Das trifft zwar längst nicht auf alle Katzen zu und ist sicherlich auch eine Typfrage, doch die Erklärungsansätze der Tierpsychologen gehen ganz andere Wege. Die einen sagen, das Phänomen der Katzen und Gurken, die scheinbar Todfeinde wären, geht auf einen evolutionären Ansatz zurück.
Vielleicht verwechseln die Stubentiger eine Gurke mit einer Schlange? Immerhin gibt es giftige Exemplare, die einer Katze wirklich gefährlich werden könnten. Die Angst vor Schlangen ist angeboren und wenn ein Gegenstand ähnlich aussieht, ist Flucht die beste Lösung.
Andere Tierpsychologen argumentieren ganz anders und gehen davon aus, dass die Gurke nur zufällig das Objekt des Schrecks ist. Wer sich unbemerkt an eine Katze heranschleicht (was meist nur beim Fressen möglich ist) und einen Gegenstand hinter dem Tier ablegt, wird es auch mit einem Löffel, einer Hose oder einem Topf erschrecken können.
Fakt ist einfach, dass der Gegenstand zuvor nicht hinter der Katze lag und nun plötzlich dort ist. Katzenforscher und Tierverhaltensmediziner sehen keinen Grund darin, Katzen und Gurken zu Todfeinden zu erklären und den Stubentigern nachzusagen, dass sie Gurken-Angsthasen wären.
Video: Verrückte Katzen – Gurken Compilation (Lustige Katzenvideos)
Darum haben Katzen Angst vor Gurken!
Einschränkungen der Theorie
Die Theorie, dass Katze & Gurke nicht zusammenpassen, wird dennoch von Fachleuten widerlegt, die sagen, dass die Katzen nur zufällig vor der Gurke davonspringen, weil sie sich vor dem plötzlich hinter ihnen befindlichen Gegenstand erschrecken würden.
Sie schränken ihre eigene Aussage nämlich dahingehend ein, dass die Gurke vielleicht einen größeren Schreck auslösen könnte als andere Dinge, weil sie einem Tier zumindest ähneln würde. Ein bisschen sieht die Gurke doch aus wie eine Schlange, wobei beide Theorien wieder miteinander verbunden wären.
Katzen reagieren meist sehr skeptisch auf Dinge, die sie nicht kennen. Wenn diese dann noch einen spezifischen Eigengeruch ausströmen, wie er einer Gurke nun einmal eigen ist, würden sie als potenziell gefährlich eingestuft werden. Da ist es doch allemal besser, erst zu verschwinden und dann zu schauen, was das Problem war!
Interessantes Detail:
Wer einmal versucht, eine Katze mit einer Gurke zu erschrecken, indem er das Gemüse aus dem Kühlschrank nimmt und ihr vor die Nase hält, wird keinen so lustigen Effekt erzielen können. Denn Katzen sind nicht dumm und können, wenn sie etwas auf sich zukommen sehen, sehr wohl einschätzen, ob das Ding gefährlich ist oder nicht.
Da sie aber auf den Videos meist beim Fressen erschreckt werden, sind sie derart überrascht, dass sie kerzengerade in die Luft springen oder mit gesträubtem Fell unter dem Sofa verschwinden. Zudem erkennen Katzen Dinge besser, wenn sie einigen Abstand dazu haben.
Alles wird schärfer, wenn einige Meter zwischen ihnen und dem Ding, das sie beobachten, liegen. Daher beobachten die Tiere ihre Beute auch aus einiger Entfernung, denn hier spielen Geruchssinn und Augen perfekt zusammen.
Im Sprung auf die Beute sehen Katzen ihre Beute nicht mehr scharf und springen im Prinzip auf Verdacht. Das verhält sich allerdings ähnlich, wenn sie vor Schreck wegspringen, denn auch dann sehen sie nicht genau, was vor ihnen liegt bzw. achten nicht darauf.
Video: Katze erschreckt sich vor ne Gurke. ……. (Mai 2016) ..
Katzen und Gurken: Erschrecken verursacht Stress
Katzen sind überaus schreckhafte Tiere und müssen im Laufe eines Tages so manche vermeintliche Gefahrensituation meistern. In der Regel laufen sie dann weg und bauen damit das ausgeschüttete Adrenalin wieder ab. Einen gesundheitlichen Schaden nehmen sie davon nicht.
Das gilt auch für das Erschrecken, wenn Katze + Gurke aufeinandertreffen. Dennoch raten Tiermediziner dazu, die Tiere nicht absichtlich zu erschrecken und sie damit einem solchen Stress auszusetzen. Vor allem am Fressplatz sollten sie ihre Ruhe haben und sich sicher fühlen.
Erschreckt sich der Stubentiger dort häufiger, wird er nicht mehr in Ruhe fressen, was langfristig durchaus für einen gesundheitlichen Schaden sorgen kann! Magenschleimhautreizungen bis hin zu Magengeschwüren können auftreten, wenn Katzen dauerhaft unter Stress stehen. Sie gehen zum Napf und erwarten nach mehrmaligen Schrecksituationen schon, dass wieder eine Gefahr auftaucht.
Video: VERSUCHE NICHT ZU LACHEN | KATZEN VS GURKEN COMPILATION
Die Folge:
Sie fressen unruhiger, der Stresspegel steigt und Adrenalin wird quasi vorsichtshalber ausgeschüttet. Dass das nicht gesund sein kann, leuchtet ein, daher ist anhaltender Stress ein Risiko, das es zu vermeiden gilt. Immerhin kennt jeder Katzenhalter die Empfehlung, den Napf an einen ruhigen Ort im Haus zu stellen, wo weder der Hund noch Kinder ständig stören können.
Warum sollte die Katze dann absichtlich dort erschreckt werden, nur weil es so lustig aussieht, wie sie wegspringt? Echte Katzenfreunde werden das nicht tun und lachen lieber über Situationen, bei denen die Katze im Spiel oder durch natürliches Erschrecken gummiballähnlich davonspringt. Zumal es mittlerweile so viele derartige Videos im Netz gibt, dass neue gar nicht mehr nötig sind und nur noch Wiederholung alles bisher Dagewesenen darstellen.
Warum haben Katzen Angst vor Gurken? Haben sie doch gar nicht!
Nun gibt es durchaus Katzen, die scheinbar vor nichts Angst haben, auch eine Gurke kann einen gestandenen Stubentiger nicht erschüttern! Dies erklären Psychologen damit, dass Katzen auch ruhig und behäbig sein können und scheinbar im Energiesparmodus laufen.
Warum wegrennen, wenn die Gurke sich nicht bewegt und somit die Katze scheinbar weder anspringen noch beißen kann? Es gibt sogar Katzen, die Gurken als Leckerbissen einstufen und herzhaft hineinbeißen. Diese Exemplare sind dann allerdings nicht nur von ihrem eigenen Mut beeindruckt bis erschrocken, sondern werden sicherlich kein zweites Mal so vorwitzig sein.
Denn dass Gurken zum tatsächlichen Leckerbissen taugen, ist nahezu ausgeschlossen! Katzen probieren zwar alles gern, Vegetarier sind sie aber nicht und wässrige Gemüse im Rohzustand stehen gleich gar nicht auf ihrer Karte mit absoluten Leibspeisen.
Viele Katzenhalter können den Hype um Katzen und Gurken daher gar nicht nachvollziehen und haben ein tiefenentspanntes Kätzchen daheim, das sich doch nicht von einem Gemüse aus der Fassung bringen lässt.
Doch auch hier gilt die Empfehlung: Versuchen Sie es bitte nicht auf Biegen und Brechen und lassen Sie die Katze beim Fressen in Ruhe! Videos von sich erschreckenden Kätzchen gibt es mittlerweile genug und jeder Katzenhalter kann froh sein, wenn das eigene Tier eher ruhig und entspannt ist.
Denn bei allem Humor: Jedes plötzliche Wegspringen wird von einem gewissen Verletzungsrisiko begleitet, denn die Tiere springen kopflos zur Seite, nach oben oder nach vorn.
Sie achten nicht darauf, was dort im Weg steht und können auch mit dem Kopf gegen die Wand springen oder landen mit dem Fuß auf einer Kante, sodass sie sich die Pfote verletzen können. Hier hört jeder Spaß auf!
Fazit: Gurkenangst und Katzenmut
Katzen sind mutige Jäger, die am besten draußen in freier Natur auf Mäusefang gehen. Dabei lassen sie sich nicht ablenken und haben nur ihr Ziel vor Augen: die Maus. Ähnlich verhält es sich drinnen beim Fressen, auch hier möchte die Katze nur ihr Ziel erreichen und das Futter aus dem Napf möglichst rasch in den Magen bekommen.
Kommt dann der Mensch mit seiner Gurke und legt diese hinter der Katze ab, erschreckt sich diese zutiefst beim Umdrehen. Sie würde sich aber auch vor jedem anderen Gegenstand erschrecken, der plötzlich dort ist und eventuell sogar noch einem Fressfeind ähnelt.
Daher:
- Erschrecken Sie die Katze nicht absichtlich mit einer Gurke!
- Lassen Sie das Tier beim Fressen in Ruhe.
- Versuchen Sie nicht, herauszufinden, wann das individuelle Stresslevel der Katze erreicht ist.
- Denken Sie an die Verletzungsgefahr, der das Tier beim Erschrecken und Wegspringen ausgesetzt ist.
- Freuen Sie sich über eine entspannte Katze, die sich und andere nicht verletzt, nur weil das Adrenalin auf Höchstniveau ausgeschüttet wird.
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